DEDeutsch Text

„Unsere Elterngeneration ist in den 60er Jahren nach Deutschland immigriert, um zu arbeiten; – sich in die Gesellschaft einzuschreiben und mitzusprechen, haben sie ihren Kindern überlassen.
Und diese Aufgabe ist mindestens genauso hart wie 50 Jahre Fabrikarbeit.“ (migrantenstadl)

Tuğba und Tunay Önder beschäftigen sich seit vielen Jahren mit der Migrationsgeschichte ihrer Eltern und der Produktion postmigrantischer Perspektiven und Narrative. Sie sammeln Materialen, schreiben und überschreiben Texte, und veröffentlichen sie auf ihrem Blog migrantenstadl, das als Archiv dient. Aus dem gesammelten Material entstehen szenische Lesungen, Installationen und Publikationen.

In Deutschstunde beschäftigen sie sich mit dem Kontinuum gesellschaftlicher Kanalisierung, das im Klassenzimmer beginnt und sich an Orten gesellschaftlicher Entscheidungshoheit und Wissensproduktion widerspiegelt. Ausgehend von dem Ausdruck „Dönermorde“, der den Blick der gesamten Gesellschaft auf die rassistische Mordserie des NSU geprägt bzw. verstellt hat, fragen sie nach den Mechanismen der Wissensproduktion und Definitionsmacht. Wie gelangen bestimmte Begriffe in den öffentlichen Diskurs?

Wie werden Blickregime hergestellt? Und was erzählen sie über die Gesellschaft, die sie hervorbringt?

Mit Texten aus dem migrantenstadl, biographischen Notizen, Dokumenten, Video- und Audiomaterial collagieren Tuğba und Tunay Önder ihre ganz persönliche Deutschstunde, in der es um die Deklination von Einwanderung, um die Erörterung des Begriffs „Dönermorde“ und um die Frage geht, wie sich postmigrantische Perspektiven trotz gesellschaftlichen Kanalisierung ins kollektive Gedächtnis einschreiben können.

Idee, Konzept, Performance: Tunay Önder/ Tugba Önder (migrantenstadl)
Dramaturgische Beratung: Veronika Maurer
Video/Audio: Anton Kaun
Termine: 30.12.2018 im Köşk, weitere Termine 2019 folgen
Mit Unterstützung/Kooperation von Lothringer13_Florida